Rück- und Ausblick - Christoph Flückiger's Blog - Christoph Flückiger

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Rück- und Ausblick

Herausgegeben von in Meinung ·

Ein aus der Optik der Schadenbranche schlechtes Jahr geht zu Ende.

Seit Jahren nimmt das Reparaturvolumen in Bezug auf den Verkauf von Arbeitsstunden ab. Nicht alle Carrossiers merken das, da sie ihre Nachkalkulation auf die Entwicklung des Umsatzes beschränken oder allenfalls nur die Erträge der Arbeit in Franken vergleichen. Ein Fehler. So meint man, auf Vorjahresniveau zu sein, hat aber faktisch verloren.

Weshalb es im zu Ende gehenden Jahr besonders schlimm war? Ausser dem kontinuierlichen Rückgang des Schadenvolumens hatten wir erstens einen verregneten Sommer. Die Lust auf Ausflüge und Ferien mit dem Auto war klein. Wer es sich leisten konnte (und teuer ist das ja nicht mehr) nahm s’Flugi und ging dorthin, wo es warm und schön war. Und, zweitens, ausser ein paar lokalen Gewitterchen hatten wir auch sonst von oben nicht viel zu erwarten, Hagelschäden blieben praktisch aus.

Leider fehlt im Schadenbusiness nach wie vor ein verlässlicher Branchenspiegel mit entsprechenden Kennzahlen. Doch zahlreiche Gespräche mit Kollegen und anverwandten Branchen lassen keinen anderen Schluss zu: Es geht retour. Auch das Ersatzteilgeschäft bezüglich Karosserie ist rückläufig, das bestätigen alle grossen Marktteilnehmer. Wer nun meint, es wurde weniger ausgetauscht und mehr repariert irrt: Auch der Lackverbrauch ging zurück.

Verdrängung heisst die Devise: Man versucht, die Konkurrenz mit einem Vertrag mit einer Versicherung auszutricksen. Dies soll zusätzliches Arbeitsvolumen generieren. Zugegeben, ein verlockendes Vorgehen. Statt sich mühsam im Markt abrackern und durch Dienst und Leistung zu brillieren, kann man nach ein paar Stunden Verhandlung und ein bisschen (oder etwas mehr als ein bisschen) Rabatt, die Auslastung um 20 Prozent steigern. Toll, so lange alles andere so weiterläuft wie bisher. Doch tut es das? Mittlerweile hat sogar Opel gemerkt, dass die Wegsteuerung schlecht fürs Geschäft ist. Und gibt Vollgas Gegensteuer. „Wie gewonnen so zerronnen"; ein passendes Sprichwort für die Branche.  

Link zum Bericht: Opel bindet Kunden beim Kaskoschaden vertraglich an den Handel

Somit ist also auch der Ausblick alles andere als rosig. Er ist sogar so schlecht, dass sich zum Beispiel die Basler in einer Studie schon Gedanken über ihr Auto-Geschäft macht. Denn ein paar Clevere haben gemerkt, dass ohne Schäden auch kein Prämiengeld fliesst. Dass das selbstfahrende Auto eine Fiktion ist, glaubt mittlerweile kaum noch jemand. Klar, ein paar Jahre dauert das noch. Aber schon aktuelle Fahrzeuge mit vollständiger Ausrüstung lassen einen Schaden nur noch sehr ungern zu. Daran werden wir uns gewöhnen müssen.

Nicht rosig stimmt mich die Tatsache, dass sich nun unser Verband noch in den Markt einmischt und für eine Margenerosion sorgt. Es ist zu hoffen, dass hier nicht die Büchse der Pandora geöffnet wurde. Ich attestiere der heutigen Leitung, dass sie sich Mühe gibt, einen guten Job zu machen. Das gelingt ihr auch meistens. Meistens. Mit der Scheibengeschichte baute sie aber einfach Mist. Es darf nicht sein, dass ein Unternehmerverband Rabatt auf Arbeit und Material propagandiert. Und das noch in einem Segment, das eh schon kaum noch wirtschaftlich vernünftig zu betreiben ist. Mittlerweile gibt es geklebte Windschutzscheiben mit einer Zeitvorgabe von 1.5 Stunden. Und die Scheiben werden auch immer billiger: Da nützt dann auch ein hoher Rabatt nichts, es bleibt einfach nichts übrig.

Das 2015 wird also mit Sicherheit spannend und herausfordernd. Der Schadenmarkt mit seinen zahlreichen Beeinflussern ist um einiges schwieriger als ein klassischer Angebots- und Nachfragemarkt. Einfacher wird es nicht. Ich wünsche allen Kollegen viel Erfolg und die notwendige Ruhe, richtige Entscheidungen treffen zu können.



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