Faktenunkundiger Journi - Christoph Flückiger's Blog - Christoph Flückiger

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Faktenunkundiger Journi

Herausgegeben von in Meinung ·
 
Ganz am Anfang: Nein, ich will unseren Präsidenten keineswegs in die Pfanne hauen. Dafür, dass dieses Interview in die Hosen ging, kann er nun wirklich nichts dafür. Gute Antworten auf dumme Fragen zu geben, fällt auch mir schwer.

 
Wenn der colornews-Mensch keine Ahnung vom schweizerischen Schadenmarkt hat, sollte er halt seine Fragen auch gescheiter auf seine Kernkompetenz – ich nehme an, das sei das Thema Farbe – beschränken.

 
Der Interviewer behauptete allen Ernstes, dass die Schadensteuerung in der Schweiz noch nicht angekommen sei. Originalzitat: „Eine erste Versicherung ist aufgetreten und macht Schadensteuerung…“.

 
Hallo? Ist der Mensch eben von einem anderen Planeten auf der Erde gelandet? Journalistische Recherche in einem Markt mit gleicher Sprache sollte doch so schwierig nicht sein! Im Internet schwätzen wir ja nicht schwiizerdütsch.
 
Bereits vor 22(!) Jahren, im Jahre 1994, begann die erste Versicherung in der Schweiz, die Schäden in Werkstätten zu steuern. Bald darauf folgten die damalige Winterthur und die Zurich. Diese beiden Versicherungen hatten damals einen Marktanteil von rund 45%!
 
Die Idee wurde direkt aus dem Epizentrum der Schadensteuerung von England importiert. In Deutschland begann das Ganze erst zwei Jahre später: Die damalige Motorcare (heute Innovation Group) startete erst dann die ersten Gehversuche. Der Versicherungsverein kraftfahrender Beamten – die HUK-Coburg – begann ihren Feldzug sogar erst im Jahr 2002.
 
Soweit die Fakten zur Geschichte. Heute versuchen marktanteilbereinigt rund 75% der Versicherungen in der Schweiz die Schäden in Vertragsbetriebe zu steuern!
 
Wenn also die Schweiz schadensteuerungstechnisch vom Erfolg her glücklicherweise nicht so weit wie Deutschland ist, hat es andere Gründe. Es hängt viel mit der Mentalität der Schweizer zusammen. Man kann das in meinem Factsheet «Situation Schadensteuerung in der Schweiz» nachlesen.
 
Und auch das mit den anständigen Konditionen ist leider eher Wunschdenken. Immerhin gibt es Betriebe, welche zwischen dem offiziellen Werkstattpreis und dem Discountpreis für die schadengesteuerten Fälle einen Preisunterschied von sage und schreibe CHF 70.- haben. Oder anders ausgedrückt: Die nichtgesteuerten Aufträge werden um rund 50% höher abgerechnet als die gesteuerten. Eine auskömmliche Rendite ergibt sich nur, solange die Aufträge mit dem erhöhten Verrechnungssatz in der Überzahl sind. Die schadengesteuerten Instandsetzungsbetriebe dürften sich also ruhig mal bei mir (und bei weiteren ähnlich denkenden Menschen) bedanken. Denn ohne Mischrechnung ginge die Rechnung nicht auf.

 
 


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