Fluch oder Segen? - Christoph Flückiger's Blog - Christoph Flückiger

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Fluch oder Segen?

Herausgegeben von in Meinung ·

„Euch geht es gut, ihr habt ja Aufträge, welche meistens von der Versicherung bezahlt werden!"

Wer hat diesen Satz nicht schon gehört. Eine Aussage, welche wohl von Versicherungsleuten kolportiert wurde und so in die Köpfe einiger Mitmenschen transferiert wurde.

In meinem vorletzten Blogeintrag behandelte ich den Confirmation Bias anhand der weit verbreiteten Irrmeinung, Schnee generiere zusätzliche Arbeit in Carrosseriebetrieben. Wer meint, uns gehe es gut, weil für einen Grossteil der Schäden eine Versicherung entschädigungspflichtig ist, unterliegt einem weiteren klassischen Denkfehler: dem Kausalitäts-Irrtum.

Wäre eine Versicherungsgesellschaft ein wertschöpfendes Unternehmen und sie würde den erwirtschafteten Gewinn einfach so uns geben, wäre die Aussage richtig. Doch dem ist nicht so. Sie ist auch keine karitative Organisation. Eine Versicherung ist ein Topf, in den die Genossenschafter/Kunden Geld einzahlen, um sich im Schadenfall aus diesem Geldtopf schadlos halten zu können.

Uns Carrossiers geht es gut – wenn es denn wirklich allen gut geht, was ich bezweifle – weil Herr und Frau Schweizer viel chrampfen und gut verdienen und sich vom Verdienten nebst anderem schöne und teure Autos leisten und diese Autos gerne in perfektem Zustand behalten. Und weil die Schweizer sicherheitsliebende Menschen sind, zahlen sie dafür der Versicherung viel Geld, um das Risiko kalkulierbar zu machen.

So geht es dank den anspruchsvollen Automobilisten nicht nur uns gut, auch den Versicherungen geht es wunderbar. Kein Land hat einen höheren Pro-Kopf-Anteil an Versicherungsprämien als die Schweiz (Quelle: http://www.svv.ch/de/zahlen-und-fakten/versicherungspraemien-pro-kopf). Und in keinem anderen Land geht es den Versicherungen so gut wie in der Schweiz. Nur schon ein Blick zu unserem nördlichen Nachbarn spricht eine deutliche Sprache diesbezüglich. Die Combined Ratio (Verhältnis von Leistung und Prämie) ist dort wesentlich schlechter.

Und: Das Verhältnis Prämie/Schaden ist zwei zu eins. Der Automobilist zahlt also 2'000 Franken um im Schadenfall 1'000 Franken zu erhalten! (Link zum Bericht)

Noch einen Beweis? Die Leistungen der Hausärzte sind versichert. Jene der Zahnärzte in der Regel nicht. Und wem genau geht es, trotz ähnlicher Ausbildung, besser?

Natürlich haben wir auch Vorteile, wenn eine Versicherung leistungspflichtig ist. Zum Beispiel haben wir ein vermindertes Debitorenverlustrisiko. Wir haben aber auch Nachteile. Ein Beispiel? Keine Arbeit: Weil einige Versicherungen versuchen, uns gezielt vom Markt auszuschliessen. Dann ist das Debitorenverlustrisiko nicht nur minimiert, sondern gleich Null.

In der Schweiz geht es – glücklicherweise – den meisten Menschen gut. Schauen wir dafür, dass das so bleibt. Gegenwärtig arbeiten einige Versicherungen (zum Glück nicht alle) daran, das Instandsetzungsgewerbe „hinunterzumurksen". Kurzfristig lassen sich damit tolle Gewinne erzielen, langfristig fügen sie sich selber Schaden zu.




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