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Herausgegeben von in Meinung ·

Speziell das freie Carrosseriegewerbe profitiere extrem von der Schadensteuerung.

Dies sagte Herr Börner anlässlich der Repanet-Tagung in Mallorca. Link zum Bericht

Nein, mit dieser Aussage landete der Börner nicht den Burner. Sorry, dieser Kalauer musste einfach sein. Der Rest seines Referates tönte ja dann wieder ganz gut.

In der Tat: Gemäss DAT hat sich in Deutschland innert zweier Jahre die Anzahl Aufträge, welche von freien K+L Betrieben ausgeführt wurden, um 9% auf 1.95 Millionen Aufträge (Gesamtmarkt 4.2 Millionen) verbessert.

Zuerst: Nicht alle 1.95 Millionen Aufträge sind gesteuerte Schäden. Viele Reparaturbetriebe sind heute präsenter als in der Vergangenheit. Zudem hat uns auch die KFZ-Bekanntmachung der Weko (in der EU die KFZ-GVO) sehr geholfen. So konnte ich auch in meinem Unternehmen den Privatanteil auf über 90% steigern. Ohne einen einzigen gesteuerten Schaden.

Ausgeblendet in der Lobrede über die Schadensteuerung wurde:

a) Die Frage über die Wertschöpfung der gesteuerten Aufträge
b) Die langfristige Entwicklung solcher Aktivitäten

Zum Punkt a), der Wertschöpfung kann ich es kurz halten:

  • In Deutschland wurde der Bundesverband der Partnerwerkstätten (www.bvdp.info) gegründet. Zweck der IG: Die teilweise ruinösen Preis- und Konditionsvorgaben der marktmächtigen Schadensteuerungs-Industrie gemeinsam zu verbessern.

  • In persönlichen Gesprächen mit Unternehmern, welche ich anlässlich von besuchten Foren in Potsdam und Köln führte, konnte ich eine teilweise dramatische Resignation in der Branche feststellen.


Auch Punkt b) ist rasch erklärt:

Aufgrund der Aktivitäten von HUK-Coburg, Innovation Group und Co. werden immer mehr Neufahrzeuge in Deutschland mit einer Versicherungspolice des Herstellers verkauft. Nicht nur der Volkswagenkonzern ist diesbezüglich sehr aktiv. Auch beispielsweise der Toyota Versicherungsdienst bemüht sich sehr erfolgreich. So werden mittlerweile 3 von 4 Neufahrzeugen mit einer Toyota Versicherung verkauft. Link zum Bericht

Ein interessanter Ausschnitt aus einem Bericht zu diesem Thema:

Es besteht kein Zweifel, dass ein grundlegendes Interesse der Händler und des Herstellers existiert, die Schadenregulierung im eigenen Hause zu behalten, anstatt diese an die Partnerwerkstätten der Versicherungsbranche abzugeben. Als wichtigster Partner des Handels erfordert das von den Captives eine eigene Positionierung im Versicherungsmarkt, auch zum Schutz des eigenen Händlernetzes. Link zur Pressemitteilung

Der kurzfristige vermeintliche Erfolg der Schadensteuerung zu Gunsten des freien Gewerbes wird sich also zweifelsfrei als Bumerang herausstellen. Der Markt reagiert dynamisch. Und Druck erzeugt Gegendruck. Zu glauben, die marktmächtigen Unternehmen schauen einfach zu, wie ihnen die Aufträge weggesteuert werden, ist naiv.

In der Schweiz sind wir bezüglich Schadensteuerungsquote noch nicht gleich weit wie Deutschland. Je mehr Versicherungspolicen mit Werkstattbindung (wie Help-Point-Plus) verkauft werden, umso eher werden Amag, Emil Frey und Merbag die eigenen Versicherungsprodukte pushen. Dass sie das mit den gleichen Versicherungen machen, die ihnen die Aufträge wegsteuern ist zwar dämlich, tut aber nicht weh. Schaden tut’s vor allem den freien Betrieben, den vermeintlichen Profiteuren der Schadensteuerung.




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