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Rating

Herausgegeben von in Meinung ·

Versicherungen beurteilen Reparaturbetriebe nach unterschiedlichen Kriterien. Ein solches Beurteilungskriterium ist die Einschätzung der Glaubwürdigkeit und Seriosität des Reparaturbetriebes. Am besten macht dies – meiner Meinung nach – die grösste Versicherung in der Schweiz. Ich kenne das Ratingprozedere nicht im Detail. Ich weiss jedoch, dass vorgängig eine Triage gemacht wird. In potentiell wenig glaubwürdigen Betrieben wird jeder Schaden besichtigt, mit zunehmender Seriosität wird situativ je nach verfügbaren personellen Ressourcen verfahren.

Ich finde das System gut. Gerade die weniger seriösen Betriebe arbeiten ja gerne nach dem Motto: „Halbvergäbe", wenn es der Kunde selber zahlt – und Abkassieren bei Leistungspflicht einer Versicherung. Verbunden mit einer eher zweifelhaften Ausführungsqualität (in der Regel unabhängig von der Höhe der Entschädigung) erarbeiten diese Betriebe teilweise ganz schöne Gewinne. Betriebe wie der meinige, die zwar als teuer gelten aber kompromisslos in der Redlichkeit sind, können da schon mal ab und zu neidisch werden.

Wenn also Versicherungen unseren eher zweifelhaften Mitbewerbern auf die Finger schauen, ist das ja sowohl im Interesse aller Versicherungsnehmer wie auch im Sinn und Geist des Schadenmarktes.

Ein Rating also macht Sinn. Doch wer ratet die Versicherungen aus der unsrigen Optik und derjenigen des Fahrzeugbesitzers? Und wer beurteilt die fachliche Kompetenz und die effektive Objektivität derjenigen, welche im Auftrag der Versicherungen die Fahrzeuge bei uns besichtigen?

In meinem Unternehmen ist es verpönt, Personen, welche im Auftrag der Versicherung Fahrzeuge besichtigen, „Experten" zu nennen. Und das nicht etwa infolge von Geringschätzung gegenüber diesen Personen und ihren Aufgaben. Im Gegenteil, wir schätzen diese Arbeit sehr.

Doch wer regelmässig meinen Blog liest, hat schon die eine oder andere mehr oder weniger lustige Geschichte gelesen. Und es ist doch in der Tat so: Eine Person kann nie und nimmer aufgrund eines neuen Anstellungsvertrages über Nacht zum Experten mutieren. So nach dem Motto: Gestern noch Kundenberater in der Garage XY, heute Experte bei einer Versicherung. Der Begriff Experte ist nicht eine Funktion, sondern die Auszeichnung für besonders kompetente Vertreter einer Berufsgruppe. Ich empfehle mal diesbezüglich im Wiki den Begriff nachzuschlagen. Bei der Aargauischen Gebäudeversicherung heissen die Funktionsträger, welche Schäden besichtigen und darauf schauen, dass nicht beschissen wird, übrigens „Schadenschätzer". Und die allermeisten davon sind ausgebildete und in der Praxis tätige Architekten!

So wie es bessere und schlechtere Reparaturbetriebe gibt, ist auch die Qualität der Personen, welche Schadenschätzungen machen, unterschiedlich. Mit Sicherheit hat es dort zahlreiche Experten darunter. Fachkundige, welche sich mit der Materie beschäftigen, viel Erfahrung haben, ihre Aufgabe mit Herzblut wahrnehmen und auch dank ihren charakterlichen Eigenschaften es wirklich verdienen, sich Experten zu nennen. Aber es gibt auch andere. Es gibt auch Mittelmass und – das auszusprechen finde ich nicht falsch – karosserie- und lacktechnisch weniger erfahrene Mitarbeiter. Kommen dann noch Überheblichkeit und Besserwisserei dazu, wird es echt schwierig. Sollten wir Reparaturbetriebe auch mal ein Rating machen?




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